Streuobstwiese
Unsere kleine BUND-Ortsgruppe BIET pflegt seit 1991 eine von uns mit einheimischen Hochstamm- Mostobstbäumen wiederbepflanzte 5 ha-große Streuobstwiese. Das sind bis heute mehrere Tausend Stunden Einsatz von uns allen, um ein Stück Natur in seine ursprüngliche Gestalt zurückzuführen. Es handelte sich um Baumpflanzungen, Baumschnitte, Mahd, Ernten und Mosten bei fast jedem Wetter, aber auch schöne Erntefeiern mit Bürgern aus dem BIET.
Der Anfang: Aus dem Kartenmaterial einer von uns durchgeführten dreijährigen Obstbaum-Kartierung wurde 1989 ersichtlich, dass Streuobstwiesen auch im BIET hochrangig gefährdet sind, denn die vorhandenen Streuobstwiesen in Ortsrandlagen wurden über die Jahre hinweg sukzessive gerodet, damit Baugebiete entstehen konnten. Einzelne Bäume standen kümmerlich in der Landschaft. Größere Ausnahmen im Biet waren Streuobstwiesen am Fuße des NSG Büchelberg, auf den Rittern in Tiefenbronn-Mühlhausen und in Schellbronn.
Unser Ziel konnte jetzt nur der Versuch sein, den Bestand an Streuobstwiesen zu erhalten und zu erweitern. Dafür suchten wir in der Öffentlichkeit Partner und Paten. Mit zwei öffentlichen Veranstaltungen in Tiefenbronn - Lehningen und Neuhausen im Winter 1990/91 machten wir auf den Wert einheimischer Streuobstwiesen und ihre Bedrohung im hiesigen Raum aufmerksam.
Durch Unterstützung des Naturschutzbeauftragten des Enzkreises wurde einer exemplarischen Pflanz- und Pflegepatenschaft für eine Streuobstwiese in Steinegg durch den Bürgermeister und die Behördenvertreter zugestimmt. Als erster Schritt wurde der Flächennutzungsplan für ein Baugebiet im Gewann „Breitlau“ in Steinegg verkleinert, damit die Wiese für die geplante Pflanz- und Pflegepatenschaft erhalten bleiben konnte. Im gleichen Frühjahr 1991 wurde ein Vertrag zwischen dem Land Baden-Württemberg und unserer BUND-Ortsgruppe BIET geschlossen, der die Wiese als schutzbedürftige Fläche gemäß §16 NatSchG auswies und der BUND-Ortsgruppe BIET gestattete, auf diesem Grundstück den Obstbaumbestand zu ergänzen, zu pflegen und die Obsternte durchzuführen.
So konnten in den darauf folgenden Jahren die Wiese mit Hochstammbäumen alter einheimischer Obstsorten bepflanzt werden. Im Herbst 1991 begann unsere BUND-Ortsgruppe zunächst mit der Pflanzung von 109 Obstbäumen. 1993 führten wir eine gemeinsame Aktion mit der Bohrain-Schule Pforzheim durch. Dreizehn Schüler pflanzten 13 Bäume. Eine dritte Pflanzaktion im Jahre 1997 ergänzte den Obstbestand auf insgesamt 180 Bäume. In den folgenden Jahren wurden vereinzelt weitere Bäume nachgepflanzt. Stand Frühjahr 2014 stehen etwa 230 Bäume auf der Streuobstwiese.
Auch in das pädagogische Konzept der benachbarten Verbandsschule im Biet wurde die Streuobstwiese aufgenommen. Ein ausgebildeter Streuobstpädagoge arbeitet mit Kindern über den gesamten Jahreszyklus auf der Wiese. Angefangen von der Pflanzung bis hin zur Ernte.
Pächter der Wiese an sich, ist heute ein Landwirt aus Hamberg, der zweimal im Jahr extensiv mäht, die erste Mahd aber nicht vor dem 1. Juli, damit die Flora voll ausreifen kann und der Bestand an Wiesenpflanzen und -blumen erhalten bleibt.
Neben den stattlichen Ernteerträgen (4 Tonnen in 2012) blieben schließlich auch naturrechtliche Erfolge nicht aus: Im Jahre 2005 wurde im Rahmen der europaweiten Natura 2000 unsere Streuobstwiese in das FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) der Würm-Nagold-Pforte integriert.
Fazit: Die Streuobstwiese im Breitlau in Steinegg ist damit innerhalb von 20 Jahren zu einem unschätzbaren ökologischen Kleinod für Flora, Fauna und für die Menschen geworden.